RZ-Text:
Koblenz. Sie heißen "Die Antiquitäten", aber antiquiert ist die Truppe
auch nach einem Vierteljahrhundert noch lange nicht: Das Koblenzer
Seniorentheater feierte am Sonntag inder Aula der Volkshochschule
Koblenz sehr fidel und höchst amüsant seinen 25. Geburtstag. Und zwar
so, wie es sich für hervorragende Schauspieler gehört: auf der Bühne und
vor einem bis auf den letzten Platz besetzten Saal.
Mit einer Vokabel-Anleihe
aus der Musik könnte man den Reigen an Kurzstücken, den das
Seniorentheater aus 25 Ensemblejahren präsentierte, als eine Art
Potpurri bezeichnen. Für die fließenden Übergänge sorgte Moderatorin
Ingrid Schwartz, für einen Rückblick auf die Historie der Gruppe alle
Schauspieler. Zunächst betraten die Akteure einzeln und nacheinander die
Bühne und brachten dabei je einen Fakt aus der Geschichte des Theaters
mit. Dass die Gründung zum Beispiel auf den Wunsch des damaligen VHS-Chefs Dietrich Röllinghoff zurückging. Oder dass zahlreiche Stücke aus der Feder von Edith Peter stammen. "Wussten Sie ...?" hieß der einleitende Satz, mit dem die Akteure dann ein zweites Mal ins Rampenlicht traten. Wussten Sie zum Beispiel, dass das Koblenzer Seniorentheater das älteste seiner Art in Rheinland-Pfalz ist? Wussten Sie, dass im Lauf von 25 Jahren mehr als 46 000 Zuschauer die Aufführungen besuchten? Auf angenehm erfrischende und andere Art fand auf diese Weise der Blick zurück statt - anstatt sonst üblicher und leider ziemlich oft einschläfernder Festreden.
Die
sich daran anschließenden Kurzstücke zeigten dann einen perfekten
Querschnitt dessen, was das Seniorentheater ausmacht: eine Mischung aus
Witz, aus Heiter-Besinnlichem, aus Kess-Bissigem. Und auch der Präventionscharakter, den einige Stücke der Truppe haben, kam nicht zu kurz. "Vertrauen ist gut"
heißt das Kurzstück, das von einer älteren Dame handelt, die auf eine
vermeintliche Bankangestellte hereinfällt und der Betrügerin ihre EC-Karte samt Geheimnummer aushändigt.
Selbst auf die Schippe nahmen sich die Senioren gleich in mehreren Stücken. Ganz zu anfang beim "Kur-Konzert".
Auf der Suche nach dem perefekten Platz rückt ein Ehepaar die Stühle so
oft um, bis die beiden wieder in der Ausgangsposition landen. Reichlich
Lacher aus dem Publikum begleiteten diesen Vortrag, ebenso wie das
Stück "Otto, Ferdinand, Hugo?" , bei dem es um
Vergesslichkeit ging. Und auch die Suche nach dem Schwiegersohn, auf den
die Schwiegermutter in spe sehr erpicht ist, die Tochter dagegen ganz
und gar nicht, sorgte für heitere Stimmung.
Traurige Seufzer erntete dagegen "Liebe macht blind":
Eine Dame, die sich von einem verheirateten Liebhaber über Jahre
hinhalten lässt und auch zu Weihnachten wieder auf den Mann ihrer Träume
warten muss.
Besonders bravourös gespielt zudem: "Wo ist meine Brille?"
Meggy Hoyermann und Bernd Mühlberger mimten hier ein älteres Ehepaar
beim morgendlichen Zeitungslesen am Frühstückstisch und bedienten dabei
sämtliche Klischees: Er, der Sportfan, sie durchstöbert die
Todesanzeigen. Er im Morgenmantel, sie mit Lockenwicklern und "Schmiere
im Gesicht" - und der Brille die ganze Zeit auf dem Kopf.
Die "Antiquitäten" können gebucht werden.
Das
Koblenzer Seniorentheater ist ein Wandertheater, das auch für
Veranstaltungen gebucht werden kann. Das Ensemble spielt bei
Festivitäten von Kommunen, Vereinen, Kirchen, Seniorenheimen - aber auch bei Privatfeiern. Die Proben finden im Rahmen eines VHS-Kurses
mittwochs von 10 bis 12:30 Uhr statt (Theatersaal der VHS, Hoevelstraße
6, Koblenz). Wer "Die Antiquitäten" für eine Aufführung engagieren
oder selbst mitmachen möchte - sei es als Schauspieler, Klavierspieler, Requisiteur oder Techniker - erhält mehr Infos bei Monika Nägel unter Telefon 0261/451 51 oder per E-Mail mo-naegel@web.de. Weitere Informationen gibt es zudem auf der Homepage der Theatergruppe unter der Internetadresse www.seniorentheater-die-antiquitaeten.de (hoa)